Abgeschlossene Projekte

In diesem Kooperationsprojekt wurde in Zusammenarbeit mit der :engineering methods AG (:em AG) und der ConSenses GmbH ein Anforderungsmanagementsystem für mobile Endgeräte entwickelt. Mit dem Smartphone als effizientes Werkzeug, um Anforderungen agil und effizient zu erfassen, soll die Brücke zwischen Aufgabenklärung in Kontextsituationen und Anforderungsmanagement geschlagen werden. Das Projekt wurde im Rahmen der Förderlinie LOEWE III unter dem Förderkennzeichen 830/19-150 durch das Land Hessen gefördert.

Ausgangssituation

Erfolgreiches Requirements Engineering zeichnet sich durch eine lückenlose und nachvollziehbare Dokumentation der Anforderungen aus. Dies betrifft insbesondere die Einbeziehung der Kontextinformationen des zu entwickelnden Produkts. In der Praxis komplexer Produkte wird die Verwaltung (v.a. die Dokumentation) der Anforderungen in der Regel mittels spezieller Anforderungsmanagementsoftware in einer Büroumgebung durchgeführt. Jedoch entsteht ein Großteil der Anforderungen im Produktkontext (vgl. Abbildung 1). Mit der Möglichkeit, Informationen in Text, Bild oder Ton aufzunehmen, zeigen mobile Endgeräte großes Potential effektiver und effizienter Anforderungen in Kontextsituationen aufzunehmen. Jedoch ist in solchen Situationen der Informationsfluss häufig zu groß und zu schnell, sodass die gesammelten Informationen entweder nicht direkt in Anforderungen umformuliert werden können oder, dass ein Teil der Informationen nicht erfasst werden kann. Daher stellen die im Kontext ermittelten Rohinformationen in der Regel noch keine direkt verwertbaren Anforderungen dar, sondern müssen im späteren Verlauf in präzise und eindeutig verständliche Anforderungen kondensiert und verschriftlicht werden. Dies findet in der Praxis wiederum im Büro statt. Ohne eine direkte Verknüpfung der im Kontext aufgenommenen Informationen mit Elementen der Anforderungsverwaltung, kann es jedoch zu einem nicht unerheblichen Informationsverlust kommen, was zu unvollständigen oder sogar fehlerhaften Anforderungen führen kann.

Ziel

Ziel des Projekts war die Entwicklung eines offlinefähigen Anforderungsmanagementsystems, welches auf mobilen Endgeräten für den agilen Einsatz in unterschiedlichen Kontextsituationen anwendbar ist. Dazu gehören vor allem die intuitive Erfassung von Anforderungen bzw. anforderungsrelevanten Informationen sowie die direkte Verknüpfung dieser Informationen mit der bestehenden Anforderungsliste.

Ergebnisse

Auf Basis ermittelter Anforderungen und Funktionen an ein mobiles Anforderungsmanagementsystem wurde ein Architekturmodell entwickelt (vgl. Abbildung 2). Den Kern des Systems bildet dabei das Programm ReqMoD (Requirements Management on mobile Devices), welches eine offlinefähige, auf mobile Endgeräte optimierte Adaption des bestehenden Anforderungsmanagementsystems ReqMan der :em AG darstellt. Über geeignete Programmierschnittstellen oder Datenformate kann dieses System mit Kontextinformationen gespeist werden. So ist es der ConSenses GmbH gelungen, durch Hochleistungssensorik aufgenommene Messdaten mithilfe von Edge Devices direkt in die Anforderungsliste in ReqMoD einzuspeisen.

Am pmd wurde der Nutzen mobiler Endgeräte zur Aufnahme von Kontextinformationen untersucht. Dabei standen der Einsatz der Sensorik des Mobiltelefons als Informationsquelle sowie die Adaption klassischer Methoden des Requirements Engineering für die Anwendung auf mobilen Endgeräten im Fokus. Unter anderem wurde eine Demonstrator-App entwickelt, mit der sich Interviews direkt aus der Anforderungsliste erstellen und die Ergebnisse nach Durchführung in die Liste importieren lassen. Im Rahmen einer Studie wurde anhand von zwei Anwendungsfällen nachgewiesen, dass zum einen der Einsatz mobiler Endgeräte in der Anforderungserfassung im Allgemeinen als auch die direkte Verknüpfung der Kontextinformationen mit bekannten Anforderungen einen deutlichen Mehrwert bietet. Im Vergleich zu konventionellen Methoden ohne methodische Unterstützung auf dem mobilen Endgerät konnten unter Einsatz der App im gleichen Zeitrahmen bis zu 62,5 % mehr Anforderungen erfasst und dokumentiert oder bestehende Anforderungen qualitativ verbessert werden.